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View Full Version : Richtige Medizin gegen gallige Medien entzweit Ärzte



Snitlev
07.04.09, 13:28
http://www.aerztezeitung.de/img.ashx?f=/docs/2009/04/07/2294885_065a0101.jpg&w=338

Mediziner schwanken zwischen Fundamentalopposition und Gesprächsbereitschaft

BERLIN (fst). Mitten im Debakel der Honorarreform geraten sich Ärzte untereinander in die Haare, wie sie mit zunehmend negativen Medienberichten umgehen sollen.


Ob Vorkasse oder "gierige Ärzte": Es fehlt zurzeit in den Medien nicht an Negativschlagzeilen über Ärzte. Der Berufsstand "verspiele gerade seine Glaubwürdigkeit", befand jüngst der "Spiegel". Tatsächlich hat die Honorarreform die Niedergelassenen in ein Kommunikationsdilemma manövriert: Wie erklärt man Patienten den Grund für Proteste und Praxisschließung, wenn doch angeblich 2,5 Milliarden Euro mehr zur Verfügung stehen? In dem Maße, wie das Medienecho Ärzte-kritischer ausfällt, werden die unterschiedlichen Strategien von Ärztegruppen deutlicher: Die einen wollen führende Gesundheitspolitiker frontal angreifen, andere setzen gerade auf die Politik, um Ansprechpartner zu bleiben. Beispiel für den Konflikt ist der Aufruf einer Ärztegruppe im Internet, im Wartezimmer gezielt Anti-SPD-Politik zu betreiben. Mit der "Aktion 15" solle die Partei bei den Wahlen auf 15 Prozent gedrückt werden, so die Initiatoren. Hausärzteverbandschef Ulrich Weigeldt rügte das Vorgehen als "dumpfen Populismus" und "Klamauk". Man müsse politikfähig bleiben, mahnte er.

Quelle: Richtige Medizin gegen gallige Medien entzweit Ärzte (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/?sid=541647)

Ich bin auch der Meinung das unser altes System das beste war was wir hatten, und nun ist niemand wirklich damit zufrieden, aber alle dürfen es ausbaden, Patienten genauso wie die Ärzte...

Ähnlich dem Prinzip "Never change a running System"

mfg

mabuse
08.04.09, 10:03
Ähnlich dem Prinzip "Never change a running System"
Kannst du dabei nicht bringen.

Die Änderung der Altersstruktur unserer Gesellschaft hat nunmal auch dramatische Auswirkungen auf das Krankenkassen-System. Weniger Beitragszahler, mehr chronisch Kranke. Davor die Augen zu verschließen bedeutet einen ähnlichen Zusammenbruch, wie wir ihn jetzt bei den Banken sehen, zu provozieren.

Was nicht bedeutet, das ich mit dem neuen System glücklich bin, aber immerhin wird hier (ausnahmsweise mal!) gehandelt, bevor das Kind im Brunnen landet.

Mutter
08.04.09, 10:28
Das System war schon immer am Zusammenbrechen, bzw. hatte zu wenig Geld. Wir haben einfach ein zu gutes Gesundheitssystem. Aber anstatt zu akzeptieren, dass das System sich nicht zu 100% mit Kassenbeiträgen selber tragen kann und das man dann von Staatsseite aus vielleicht etwas zuschiessen muss, wird mit der Brechstange und ohne Verstand versucht ein System, welches "Gesundheit" produziert auf Gewinn zu trimmen.

Das der "Gewinn" im Gesundheitssystem nicht durch Einnahmen und Ausgaben, sondern durch Mehreinnahmen an anderer Stelle (nämlich durch gesunde Arbeitnehmer die Steuern zahlen und nicht auf Grund von Verletzungen in Frührente gehen) entsteht wird ausgeblendet. Dadurch wird dann lieber das Gesundheitssystem kaputtgespart, insbesondere direkt am Patienten und an der Patientenversorgung, bis alles tatsächlich zusammenbricht und es dann mehr Frührenter gibt, weil dieLeute nicht mehr richtig behandelt werden.

Was allerdings die Honorarreform und auch die Beitragsreform abetrifft:
Da besudeln sich gerade ALLE (Ärzte, Krankenkassen, Politiker) mit ScheiXXe. Es gibt Ärzte die kämpfen um ihr Überleben und das die durchgeführten Behandlungen überhaupt KOSTENDECKEND bezahlt werden (Hausärzte, Chirurgen). Und dann gibt es Ärzte, denen geht es nur darum, dass das monatliche Gehalt höher wird.

Leider werden alle in einen Topf geworfen (und lassen sich auch werfen), so dass man nicht als Aussenstehender unterscheiden kann, was da genau los ist.
Und am Ende bleibt das Bild des Raffzahn-Arztes.

Bestes Beispiel: der Stern-Artikel "Patienten als Geiseln".
Da werden Patienten gezeigt, die beim Orthopäden oder beim Augenarzt Vorkasse leisten sollen. Diese beiden Ärztgruppen verdienen in ihren Augen nicht genug. Die meisten Untersuchungen werden problemlos bezahlt.
Ein anderer Patient bekommt von seinem Hausarzt nicht mehr die Neurodermitis-Spritzen, die aber helfen. Diese Spritzen kann der Arzt nicht mehr geben, weil das Medikament nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt wird. Und der Arzt gibt keine Medikamente auf eigene Kosten raus (Wenn er es verschreibt, muss der Arzt das bezahlen). Ein Automechaniker baut doch auchnicht einen neuen Auspuff ein, wenn er weiss, dass er das selber bezahlen muss, oder?

Im Artikel werden jedoch alle Fälle ohne grosse Diskussion in einen Topf geworfen.
Das ist faktisch falsch, aber der Stern wäre auch intellektuell garnicht in der Lage das auseinanderzubringen und genau zu erklären....da hackt man dann lieber pauschal auf allen Ärzten rum...

labrat
13.04.09, 07:58
danke für deinen Beitrag, Mutter

Ich seh das recht ähnlich:

Das Gesundheitssystem kann keinesfalls rein mit marktwirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden - finanziellen Gewinn kann man damit nie machen. Der Staat hat aber nunmal einen Versorgungsauftrag, und das kostet Geld.
Prävention ist da sicher das Schlagwort - sowas gehört staatlich gefördert

Und noch was: "die Ärzte" gibts nicht, denn das ist keine homogene Gruppe! Da gibt es niedergelassene Ärzte, Spitalsärzte mit und ohne eigene Praxis, Ärzte mit und ohne Kassenvertrag, etc und ebensoviele Interessen

Frag mal einen Spitalsarzt, was er verdient (Stundenlohn/Arbeitszeiten) - dafür lacht dich jeder Elektriker/Installateur/Krankenschwester etc aus!

Ein weiteres Problem ist das Medienbild der Ärzte, das durch einige wenige Abkassierer mit Privatpraxen/-kliniken geprägt wird, die sich nur nach deiner Zusatzversicherung erkundigen, bevor sie dich überhaupt behandeln (und durch Kunstfehler :( )